Anett Freys künstlerische Recherche, ihre Fragen nach der Vergänglichkeit und der stimmigen Umsetzung des flüchtigen Moments findet in ihrer Serie Findlinge einen gesteigerten Ausdruck. Die Begegnung mit den toten Tieren, die sie zufällig auf ihren Streifzügen durch die Natur findet, lässt sie nicht mehr los. Sie sammelt die Tiere, bannt sie auf Papier, nähert sich dem leblosen Körper mittels der Zeichnung und der Radierung, fasziniert vom Ausdruck des erstarrten Moments.
Der Moment des Auffindens des Tieres spielt eine entscheidende Rolle für die Entstehung des Bildes, das Anett Frey sich von dem Findling macht und dann in der Zeichnung oder Radierung umsetzt. Die Einsamkeit, Ruhe und Stille, die die Künstlerin im Moment des Auffindens des Tieres verspürt, dringt unmittelbar ein in ihre Bilder, die zum momentomori werden. Dabei gelingt es der Künstlerin die Verletzlichkeit, die Zerzaustheit und gleichzeitig die Erhabenheit, die die Tiere über ihr Ableben hinaus ausstrahlen, bildnerisch einzufangen. Durch die gewählte Position und die Perspektive, in der sie den Findling unserem suchenden Blick gegenüberstellt, erschafft sie einen Bedeutungsraum, eine narrative Spur aus Linien, die sich mal großflächig leicht auflösen, als wäre das Tier ein ephemeres Wesen, mal verdichtet kompakt dem Tier einen tatsächlichen Körper verleihen. Der leblose Körper ist mehr als nur eine Hülle. Durch die Vielschichtigkeit der Linien, erzählt er vom Gewesenen.
Dr. Katrin Burtschell
Homepage:
www.anett-frey.de