(…) Nichts weniger allerdings als etwa nur privater Natur sind die Zeichnungen und Aufzeichnungen von Werner Borsdorf. Persönliche Erfahrungen vermischen sich hier ebenso mit grundsätzlichen philosophischen Erwägungen (schnippisch mit reichlich augenzwinkernder Ironie versetzt) (…). Wie anders könnte es in dieser jahrzehntelang ausgeübten Profession (Beruf, Berufung und Bekenntnis) sein, dass er sich nicht auch mit allgemeinen kunsttheoretischen Gedanken und Ideen befassen würde. Wie seine übrigen Zirkustiere auch (Denken Sie nur an den artistischen Regenschirmschwanzschuhschnauzensternhund) lässt er auf eine schnelle Nummer die zeitentfernten Artverwandten – wie Hölzel, Baumeister, Miró und andere, mehr oder weniger wunderliche Zauberer und Clowns – kurz in seiner Vorstellungsmanege auftreten, bevor er dieselben gleich wieder backstage zum neuerlichen Kostümwechsel anschickt.
(…) Im Vertrauen auf Stift und Papier und das eigene Ich ist so die Hingabe an die Linie gewachsen, die Hoffnung auf die Farbe erfüllt, und der unerschütterliche Glaube an die Liebe hält, wie immer.
„Mit dem Regenbogen unterm Arm / Bin ich auf Reisen / Um meine Erlebnisse in einer Linie / Auf den Punkt zu bringen. / Die Sonne lässt grüßen. / Leise tropft der Regenbogen aus meinem Arm, / und ich latsche durch farbige Pfützen, / meinem Traum entgegen.“ So – und nur so – kann man Wirklich träumen!
Clemens Ottnad M.A., Kunsthistoriker, 2016
Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg